Ich spreche ausschließlich von „Tätern“. Mir ist bewusst, dass auch Frauen sexualisierte Gewalt ausüben und dies weit häufiger als angenommen. Der prozentuale Anteil ist allerdings so gering, so dass die Realität verzerrt würde, spräche ich von Täter_innen.

Mir ist die damit einhergehende Problematik bewusst, dass sich einige, die Gewalt durch Frauen erlebt haben, unsichtbar fühlen können.
Ich bin mit der jetzigen Lösung auch nicht wirklich zufrieden, sie erschien mir aber als das kleinere Übel.

Sonntag, 12. Januar 2014

V*rg*w*lt*g*ng und Mensch-Tier-Vergleiche


Vergewaltigung und Mensch-Tier-Vergleiche

Besonders das Zwangsschwängern von Kühen wird häufig als Vergewaltigung bezeichnet. Selbstverständlich können Kühe, so wie alle anderen Tiere auch, vergewaltigt werden (siehe Zoophilie). Die hinter einer Zwangsbesamung stehende Absicht ist jedoch eine völlig andere. Vergewaltigung ist (außer in pathologischen Fällen) ein Herrschaftsinstrument. Auch dort, wo Männer unter sich sind, beispielsweise im Gefängnis oder im Krieg[28], wird Vergewaltigung als Macht- und Kontrollinstrument eingesetzt. Heterosexuelle Männer vergewaltigen andere Männer, um sie zu unterwerfen und extrem zu demütigen. Sie entmännlichen sie, indem sie ihnen den weiblichen Part aufzwingen. Auch in Frauengefängnissen ist diese Praxis zur Unterwerfung üblich. Frauen vergewaltigen andere Frauen mit Händen oder Gegenständen oder zwingen diese zu sexuellen Handlungen klick.

Eine Kuh künstlich zu besamen, geschieht hingegen aus rein wirtschaftlichem Interesse. Für den, der die Besamung vornimmt, ist die Kuh nichts weiter als ein Verbrauchs- und Reproduktionsgut. Was den Kühen widerfährt, ist schreckliche Gewalt. Ich würde es aber nicht Vergewaltigung nennen. Es ist die einfachste und billigste Methode, Kühe zu schwängern. Vergewaltigung ist kein Universalwort für jedes Eindringen in einen Körper (zum Beispiel auch aus medizinischen Gründen) oder gar für jede Form von Gewalt. Hier ist eine stärkere Differenzierung notwendig.

Vergewaltigung im Kontext einer patriarchalen und speziesistischen Gesellschaft

Isoliert betrachtet ist der Vorgang bei einer Zwangsschwängerung, das gewaltsame Eindringen in einen Körper, der gleiche und wird von den Betroffenen (egal welcher Spezies) vermutlich gleich oder zumindest ähnlich empfunden. Im Gegensatz zur Vergewaltigung geschieht dies beim Zwangsschwängern jedoch nicht mit der Motivation, das betreffende Tier zu unterdrücken, zu demütigen und zu verletzen, auch wenn der Vorgang als solcher so erlebt werden kann (und mutmaßlich so erlebt wird). Wenn man den Vorgang aber nicht mehr isoliert, sondern aus einem gesamtgesellschaftlichen und insbesondere aus einem (radikal)feministischen Kontext heraus betrachtet, wird deutlich, dass Vergewaltigung seit jeher, vor allem gegenüber Frauen, als Macht- und Unterdrückungsinstrument und zur sozialen Kontrolle eingesetzt wird. Frauen, die in ständiger Angst vor Vergewaltigung leben, sind weniger frei und auf männliche Beschützer angewiesen, was zusätzliche Macht und Kontrolle ermöglicht, denn Frauen sind auf den guten Willen der vermeintlichen Beschützer angewiesen. Ich würde die Verwendung des Begriffs Vergewaltigung daher an der Absicht festmachen. Dies können andere aber durchaus anders sehen. Hier ist sicher noch einiger Diskussionsbedarf.

Es geht (mir) also keineswegs darum, Verbrechen an Tieren ab- oder anders zu bewerten als gleiche Verbrechen an Menschen. Bei Mord ist der Fall klar: Mord ist immer vorsätzlich und/oder hat besonders verwerfliche Begleitumstände, sogenannte “Mordmerkmale“, wie zum Beispiel Habgier; im Gegensatz zu Totschlag oder fahrlässiger Tötung. Wenn ich allerdings einem erkrankten Hund, gegen seinen Willen, ein Fieberthermometer in den Hintern einführe (mir ist kein Hund bekannt, der das freiwillig zuließe), dann vergewaltige ich den Hund nicht, auch wenn der Hund das durchaus als Vergewaltigung empfinden kann. Selbstverständlich ist eine notwendige medizinische Handlung nicht mit einer nicht notwendigen Zwangsbesamung vergleichbar. Mir geht es hier um die Verdeutlichung der Differenzierung des Begriffs.

Zudem ist der Vergleich zwischen Menschen und Tieren problematisch, da Tiere in unserer speziesistischen Kultur in den Augen der Mehrheitsgesellschaft auf einer niedrigeren Stufe stehen. Die Verwendung von Vergleichen oder Gleichsetzungen, um das Leid von Tieren aufzuwerten, funktionieren daher in einer strukturell speziesistischen Gesellschaft nicht. Diese Vergleiche werden außerhalb von Tierrechtskreisen als Abwertung des Menschen aufgefasst. Dass dies nicht die Intention hinter solchen Vergleichen ist, ändert daran nichts.

Man muss traumatisierte Menschen nicht verletzen und ihnen damit weitere Gewalt antun. Damit verringert man weder das Leid der Tiere, noch fördert man eine sachliche Auseinandersetzung mit der Thematik, sondern präsentiert Tierbefreiung und Tierrechte als menschenverachtende Ideologien und befeuert zusätzlich die Kritik am Antispeziesismus.

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