Ich spreche ausschließlich von „Tätern“. Mir ist bewusst, dass auch Frauen sexualisierte Gewalt ausüben und dies weit häufiger als angenommen. Der prozentuale Anteil ist allerdings so gering, so dass die Realität verzerrt würde, spräche ich von Täter_innen.

Mir ist die damit einhergehende Problematik bewusst, dass sich einige, die Gewalt durch Frauen erlebt haben, unsichtbar fühlen können.
Ich bin mit der jetzigen Lösung auch nicht wirklich zufrieden, sie erschien mir aber als das kleinere Übel.

Sonntag, 12. Januar 2014

Gary Yourofsky - „V*rg*w*lt*g*ng als Strafe“


Gary Yourofsky - „Vergewaltigung als Strafe“

Der vor allem in Nordamerika, aber auch in Deutschland, bekannte Gary Yourofsky, propagiert Vergewaltigung als Strafe. So schrieb Yourofsky in seinem TextWhat You Give Is What You Should Get“ [4] und sagte in einem Interview 2005 in einem Interview inAbolitionist online“ [5].

Every woman ensconced in fur should endure a rape so vicious that it scars them forever. While every man entrenched in fur should suffer an anal raping so horrific that they become
disemboweled."

(Jede in Pelz gekleidete Frau sollte eine so böse Vergewaltigung erleben, dass sie für immer von den Narben gezeichnet ist und jeder Mann in Pelz sollte eine so entsetzliche anale Vergewaltigung erleiden müssen, dass er ausgeweidet wird.)

Im Jahr 2011 in einem Arzone Interview [6] darauf angesprochen sagte Yourofsky:

"NO regrets. Humans are the scum of the earth.“

(Diese Aussage bereue ich nicht. Menschen sind der Abschaum der Erde.)

Auch wenn es im Sinne einer falsch verstandenen Geschlechtergerechtigkeit ist, wenn Yourofsky fordert, dass auch Männer vergewaltigt werden sollen, ist seine Forderung dennoch eine zutiefst sexistische, denn in der Realität werden in der Regel Frauen vergewaltigt - von Männern. Und wenn Männer vergewaltigt werden, sind die Täter in der Regel ebenfalls männlich. Hier wird ein klischeebesetztes Bild von Männern als Rächer und Bestrafer vermittelt und Sexualität als Strafe und Mittel zur Disziplinierung. Der vergewaltigende Mann wird, zumindest teilweise, aus seiner Schuld entlassen. Schließlich trägt die Frau Pelz und somit zumindest eine Mitschuld, so wie sie auch selber Schuld ist, wenn ihr Rock zu kurz oder sie nachts alleine unterwegs war. Gründe, warum Frauen es „verdienen“ vergewaltigt zu werden, finden sich immer. Überdies macht es aus Tierrechtssicht keinen Unterschied, ob Pelz oder Leder getragen wird. Das erinnert an die sogenannten korrigierenden, bzw. „heilenden" Vergewaltigungen an Lesben in Südafrika. [7] Gewalt als Mittel der Wahl zeugt zudem von einem unterdrückerischen, autoritären, antiemanzipatorischen Charakter.

Yourofsky ist auf der Presse- und Informationsplattform über die Aktivitäten nordamerikanischer Aktivist_innen [8] der Animal Liberation Front (ALF) als Ansprechpartner aufgeführt. Eine Email an das Pressebüro mit Hinweis auf Yourofskys Aussagen und darauf, dass diese den Leitlinien der ALF [9] widersprechen, die ausdrücklich jede Gewalt gegen menschliche und nichtmenschliche Tiere ablehnen, blieb unbeantwortet. Da ich vermutlich nicht die erste war, die sich diesbezüglich an das Pressebüro gewandt hat, hatte ich zumindest mit einer Standardantwort gerechnet. Dort wird nicht nur ein Mensch geduldet, der derartige Aussagen getätigt hat, sondern auch keinen Anlass sieht, sich von diesen Aussagen zu distanzieren. Was Yourofsky sonst leistet oder geleistet hat, ist irrelevant, sonst könnte man auch mit der totalitären Sekte Universelles Leben paktieren, denn die machen auch viel für Tiere.

Man darf Vergewaltigung nicht mit Vergewaltigung aus Rache verwechseln“

Ein_e Anhänger_in Yourofskys rechtfertigte mir gegenüber dessen Aussagen. Der Mailwechsel gipfelte darin, dass die Person mir schrieb: 

“Du darfst nicht den Denkfehler begehen Vergewaltigung mit Vergewaltigung aus Rache zu verwechseln.“ 

Die Person erwähnte in unserem Mailverkehr, „Vergewaltigungsopfer“ zu kennen und dass diese den Tätern nichts Gutes wünschten, und wenn man Vergewaltigung aus Rache gutheiße, dann um die Opfer zu beschützen und als Abschreckung.

Viele Betroffene haben in der Tat Rachephantasien und wünschen dem Täter nichts Gutes. Ich persönlich fände die Todesstrafe für meinen Stiefvater viel zu human. Tote können nicht leiden, daher würde ich ihm lebenslange Folter wünschen. Das ist aber meine persönliche Meinung zu meinem Stiefvater und kein Standpunkt, den ich offiziell vertreten würde. Mir ist weder eine Betroffenenorganisation bekannt, die derartige Forderungen stellen würde, noch ist das in Betroffenen-Foren im Internet ein Thema. Betroffene interessieren sich allgemein eher weniger für die Täter, sie wollen ihnen nicht noch mehr Raum in ihrem Leben geben. Betroffene sind viel mehr mit ihrem (Über)Leben im Hier und jetzt beschäftigt, in einer Gesellschaft, die sie weitgehend alleine lässt. Forderungen nach der Todesstrafe oder allgemein „Rache“ kommen (fast) ausschließlich aus der konservativen, reaktionären und rechtsradikalen Ecke. Dies ist eine der Strategien, mit denen Nazis versuchen in der Mitte der Gesellschaft Fuß zu fassen. Die Beratungs- und Kontaktstelle Zartbitter e.V. wurde von Betroffenen auf Unterwanderungsversuche durch Nazis angesprochen und hat dazu eine Stellungnahme verfasst[10]. Von der Amadeu-Antonio-Stiftung gibt es ebenfalls eine Broschüre zum Thema. 

Die Antifa Gruppe 5 aus Marburg, hat einen Text veröffentlicht, in dem anhand eines Beispiels aufzeigt wird, wie das Thema in Marburg von der örtlichen CDU und Rechten instrumentalisiert wurde. Leider ist der Text, wie die meisten zu diesem Thema, ausschließlich täterfokussiert. Die Betroffenen sexualisierter Gewalt, werden nicht erwähnt. Auch wenn es in diesem Beispiel konkret um die Instrumentalisierung geht, wäre es doch wünschenswert, wenn auf die desaströse Situation Betroffener,  zum Beispiel was Therapien angeht, hingewiesen würde. Dennoch finde ich den Text sehr lesenswert. 

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